Auf der Suche nach dem besten Materialien für unsere Foxy Baby Windeln haben wir natürlich so gut wie alles aus dem bestehenden Markt untersucht und getestet.
Immer wieder begegnen uns Textilien mit dem Namen Bamboo- oder Bambusstoff 🐼. Besonders hervorgehoben wird oft die gute Saugeigenschaft und Umweltfreundlichkeit. Es wird dem Stoff aus Bambus sogar antibakterielle Eigenschaften nachgesagt.
Fest steht, Bambus ist eine schnelle nachwachsende unkomplizierte Pflanze, die vor allem in Asien wächst, zuweilen auch im eigenen Garten.
In Deutschland und der Europäischen Union ist jeder Hersteller und Verkäufer verpflichtet, eine Textilkennzeichnung an den Waren anzubringen und auch im Online-Shop zu deklarieren. Dabei sind europaweit gültige Regeln zur Bezeichnung einzuhalten, damit der Verbraucher genau weiß, um was für ein Material es sich handelt. Ganz im Sinne des Verbraucherschutzes muss er über die Bestandteile seines Textilproduktes aufgeklärt werden. Außerdem muss dargestellt werden, wie die textilen Bestandteile prozentual sich zum Gesamtgewicht des Produktes verhalten. Das sieht dann z. B. so aus: 100% Baumwolle, 3% Elastan.
Kompetenz und Seriosität
Die europäischen Textilkennzeichnungsverordnung regelt genau, welche Bezeichnungen verwendet werden dürfen. Laut diesen Kennzeichnungsregeln, die seit spätestens 2014 auch in Deutschland gelten, gibt es keine Bezeichnung von textilen Bestandteilen wie "Bambus", "Bamboo" oder "Bambusstoff". Auf dem Etikett mit der Textilkennzeichnung also darf nie stehen "100% Bambus". Nicht nur auf dem Etikett am Produkt selbst, sondern auch im Onlineshop muss richtig gekennzeichnet werden. Steht es doch drauf, erkennst Du gleich, dass das Teil keine gültige Textilkennzeichnung hat. Für mich ist das sofort ein Alarmzeichen und ich hinterfrage dann die Kompetenz und Seriosität des Herstellers und des Händlers. Denn die Kennzeichnung als "Bambus" ist irreführend!
Die korrekte Bezeichnung für Fäden, die aus Bambus hergestellt werden ist Viskose.
Korrekterweise wird nicht die Bambuspflanze bzw. deren Fasern versponnen, wie wir es bei Baumwolle oder Hanf kennen, sondern das Naturmaterial (hier Bambus) dient nur zur Gewinnung von Zellulose, aus der wiederum die Viskose hergestellt wird. Ob die Zellulose aus Bambus oder aus einem anderen Holz ist, ist wissenschaftlich hinterher nicht nachzuweisen. Deshalb ist es auch nicht zulässig, den Stoff in der Textilkennzeichnung als Bambus zu deklarieren. Denn die Eigenschaften von Bambus gehen beim Herstellungsprozess verloren. Einige Hersteller können in ihrer Herstellungskette nachvollziehen, dass Ihre Viskose aus Zellulose von Bambuspflanzen gewonnen wurde. Das dürfen sie kommunizieren, jedoch nicht auf der Textilkennzeichnung. Dort darf nur die zugelassenen Bezeichnung „Viskose“ stehen. Die Viskose bleibt eine Kunstfaser mit natürlichem Ursprung und wird nicht besser oder schlechter, egal ob Bambus oder Fichte 🌲🌳🌿🍃 drin ist. Die Holzfasern werden für die Herstellung soweit reduziert, dass ihr Ursprung nicht mehr nachweisbar ist. Eine antibakterielle Wirkung, die auf die Bambuspflanze zurückzuführen wäre, ist technisch nicht mehr möglich. Der Stoff ist weiterhin biologisch abbaubar. Man kann es vielleicht mit der Herstellung von Biokunststoff vergleichen.
Bambus wächst besonders schnell und ohne künstliche Bewässerung und Pestizide
Das ist ein Pluspunkt gegenüber Baumwolle. Denn diese braucht zum Wachsen viel Wasser und nicht selten werden Pestizide eingesetzt, um die hohe Nachfrage zu stillen. Eine große Menge der "Bambus-Viskose" stammt aus Asien, insbesondere China 🇨🇳, denn da wächst nun eben der Bambus recht gut, wird dort zu Viskose versponnen und direkt zu Stoffen und in Textilien verarbeitet. Oft werden leider auch Anteile von Kunstfasern mit versponnen, ohne dass es gekennzeichnet wird. Andererseits gibt es auch gute und vertrauensvolle Lieferanten von Viskose-Stoffen aus China.
Wir haben uns bewusst für Lieferanten aus Deutschland und der Europäischen Union entschieden
... wo garantiert zu fairen Lohn- und Arbeitsbedingungen produziert wird, die Kennzeichnungsregeln einheitlich und damit für uns besser kontrollierbar sind. Das ist uns wichtig. Dazu stehen wir.
Verantwortung von Konsument und Hersteller
Bei der Herstellung von Viskose fallen Chemikalien ⚗ an und Wasser wird verbraucht, keine Frage. Beim Anbau von Baumwolle leider auch – mitunter sogar viel mehr. Deshalb ist es in beiden Fällen als Konsument und Hersteller darauf zu achten, zertifizierte Ware zu kaufen, damit man sich sicher sein kann, dass die Stoffe umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellt werden. Wenn die Holzfaser in Deutschland oder in der EU zu Viskose verarbeitet wird, geschieht das in der Regel nach höchsten Auflagen für die Umwelt. Die benötigten Chemikalien werden weitestgehend aus dem Wasser gefiltert und wiederverwendet.
Minderwertige Qualitäten haben vielleicht der Viskose einen schlechten Ruf verpasst. Zu unrecht.
Wenn Viskose hochwertig hergestellt und gut gewebt ist, dann bekommt man daraus die wohl saugfähigsten Windelstoffe. Die Viskose-Fäden sind feiner, länger und glatter und haben nichts mehr mit der recht harten Bambusfaser zu tun. Der damit gewebte Stoff damit langlebiger, hautverträglicher und vor allem viel weicher. Anders als bei Baumwolle wird Wasser direkt in der Faser gespeichert, zieht schneller ein und kann nicht so schnell rausgedrückt werden. Deshalb trocknet vollgesaugte Viskose auch in der Regel am langsamsten von allen Windelstoffen. Eine gute Viskose-Einlage erkennt man daran, dass sie ganz langsam trocknet und nach dem Wässern nicht tropft. Erfahrene StoffwicklerInnen wissen: was die Nässe in der Windel gut hält, saugt auch gut und trocknet etwas länger nach dem Waschen. In der Regel empfiehlt sich nach dem Waschen ein kräftiges Schleudern und ein Wäschetrockner. Ich trockne meine Foxy Baby Saugeinlagen immer im Wäschetrockner nur an (bügeltrocken), der Umwelt zu Liebe, und hänge Sie dann auf die Leine. Das aktiviert die Fasern, bauscht die Oberfläche auf und sorgt dafür, dass Wasser schneller eindringen kann in den Stoff. Übrigens auch bei Baumwolle.
Ausblick: Schwarzmarkt Bio-Baumwolle
Man braucht für eine Komplettausstattung Stoffwindeln schon einiges an Stoff. Zur Zeit sieht es leider so aus, dass mehr Bio-Baumwolle auf dem Markt ist, als produziert wird und vor allem produziert werden kann. Gute Wetterlagen und genug Wasservorkommen sind in den meisten Anbaugebieten ziemlich unberechenbar. Schwankungen in Qualität und Menge sind die folge. Der Schwarzmarkt ist deshalb riesig. Eine zu hohe Nachfrage fördert schlechte Umwelt- und Sozialbedingungen in den Anbaugebieten und bei den Verarbeitern. Ein weiterer Grund, warum wir uns als Hersteller für Viskose entschieden haben. Darüber berichten wir gern in einem der nächsten Blogbeiträge ausführlicher.
Hier schließt sich der Kreis: Wir glauben, dass Ihr gute Stoffe eigentlich nur an einem anständigen Preis erkennen könnt und an einem anständigen Flächengewicht. Egal ob Bambus draufsteht oder nicht. Die Menge und Qualität des Stoffes bestimmt die Saugkraft. Da Viskose mehr saugt, braucht man in der Regel weniger Stoff als bei Bio-Baumwolle. Beides sind aber nach unseren Tests tolle Windelstoffe, wenn sie als Frottee verarbeitet sind. Auch das ist ein Thema für einen der nächsten Blogbeiträge.
BTW: TENCEL® ist eine Version von Viskose, die mit besonders patentierten Fertigungsanlagen hergestellt wird und gilt als besonders umweltfreundliche Viskose. Es darf sogar als eigenständiger Begriff auf die Textilkennzeichnung. Des weiteren gibt es eine spezielle Viskose, die unter dem Namen MODAL® auf der Textilkennzeichung stehen darf. MODAL® wird garantiert aus Buchenholz gewonnen. MODAL® und TENCEL® sind sehr teure Fertigungsverfahren. Es werden aber fast keine schweren Stoffe daraus hergestellt, die sich als Saugstoffe für Windeln eignen. ... Wir bleiben aber am Ball.